Geschäftsreise-Experten warnen vor EU-Regelung
Vertreter der Business-Travel-Branche warnen die Europäische Union (EU) und die Bundesregierung vor geplanten neuen Regularien für ihr Segment.
Nicht allein die Touristik, sondern auch die Geschäftsreise sieht sich in Gefahr, sollte die Europäische Union (EU) die geplante Neuregelung der Pauschalreise-Richtlinie beschließen. Das Problem: Der Entwurf der EU unterscheidet nicht zwischen touristischen und beruflich bedingten Reisen.
Das würde bedeuten, dass alle Verschärfungen, welche die EU umsetzen will, auch im Firmenkundenbereich gelten würden. Dazu gehört das Vorhaben, dass eine Reise zur Pauschalreise wird, wenn innerhalb von drei Stunden verschiedene Leistungen wie Flug und Hotel gebucht werden.
"Würde die Geschäftsreise noch komplexer machen"
"Die neue Pauschalreise-Richtllnie darf nicht für Geschäftsreisen gelten", fordert Markus Orth, Geschäftsführer der Lufthansa City Center (LCC), in einem Gespräch mit fvw|TravelTalk. "Ansonsten würde sich dieses eh schon komplexe und komplizierte Segment noch komplizierter gestalten."
Orth zeigte sich erfreut darüber, dass der Deutsche Reiseverband (DRV) bei seinem jüngsten Hauptstadtkongress in Berlin auch das Thema Business Travel aufgegriffen hat. "Oftmals wird die Bedeutung dieses Bereichs unterschätzt", sagt er. "Dabei stellt die Geschäftsreise eine Art Motor für die deutsche Wirtschaft dar und ist überdies auch das Rückgrat für die Touristik."
Business Travel ist Rückgrat
Denn Fluggesellschaften und Hotels könnten viele Angebote nur machen, weil sie durch die Geschäftsreise eine Art zuverlässige Grundauslastung hätten. Ohne diese könnten auch Urlauber nicht darauf zurückgreifen.
Tatsache sei aber auch, räumt der LCC-Chef ein, dass der Business-Travel-Bereich sich zumindest von der Zahl der Buchungen her noch deutlich hinter dem Vor-Corona-Niveau befinde. Wie schon mehrfach berichtet, klagen vor allem die Fluggesellschaften und Flughäfen über einen deutlichen Rückgang an beruflich Reisenden.
KMU reisen deutlich mehr als Konzerne
Besser ist nach den Worten Orths die Lage bei den kleinen und mittleren Unternehmen (KMU). Anders als die Konzerne, die derzeit den Roststift beim Reisen ansetzen, verfügen sie in der Regel über keine eigenen Niederlassungen in den Staaten, in denen sie aktiv sind. "Sie müssen daher raus, sie müssen reisen", sagt er.
Der persönliche Kontakt spiele für KMU weiterhin eine wichtige Rolle. Er lasse sich nicht durch virtuelle Treffen ersetzen. Orth: "Spätestens den Vertragsabschluss müssen sie vor Ort tätigen, das geht nicht digital." Die LCC profitierten davon, dass sich ihre Kundschaft vor allem Dingen aus Mittelständlern zusammensetze.
Mittelstand wünscht persönlichen Kontakt
Diese wünschten sich auch nach wie vor den persönlichen Kontakt zum Reisebüro und wollten nicht alles digital erledigen. Gerade vom dem Hintergrund der vielen geopolitischen Krisenherde und mitunter unzuverlässiger Flugpläne schätzten sie es, Ansprechpartner "aus Fleisch und Blut" zu haben.
Quelle: Pauschalreise-Richtlinie: Geschäftsreise-Experten warnen vor EU-Regelung (fvw.de)